Die Methode und die Standards des CMS

Ziel der Arbeit des CMS ist die Dokumentation sämtlicher Siegel und antiken Abdrücke der ägäischen Bronzezeit nach genormten Kriterien. Als Standard haben sich die Abbildungen eines jeden Siegels im Original, im Abdruck und in der Zeichnung bewährt. In genormten Bildfeldern von 4,5 x 4,5 bzw. 6,2 x 4,5 cm Größe werden alle Siegel in gleicher, für die Begutachtung ausreichender Größe abgebildet. Die Wiedergabe bzw. Rekonstruktion des Siegelbildes stand zu Beginn des Projektes im Vordergrund der Dokumentation des CMS, wurde aber im Laufe der Entwicklung zunehmend durch Informationen zu Form und Funktion des Siegels ergänzt.

Photographische Wiedergabe der Siegelfläche

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Die Abbildung des originalen Siegels soll dem Betrachter einen Eindruck des vom Gemmenschneider verwendeten Materials und des Erhaltungszustandes vermitteln. Soweit bei oftmals störenden Musterungen im Material und spiegelnden Oberflächen möglich, soll die Darstellung auf dem Siegel klar lesbar wiedergegeben werden. Durch die Steuerung des Lichts (vom Photographen des CMS wird eine durch Glasfiberleiter gebündelte Kaltlichtquelle bevorzugt), wird eine optimale Ausleuchtung des Motivs angestrebt, die das eingetiefte Siegelbild auf Grund eines optischen Umkehreffektes erhaben und plastisch erscheinen läßt.

Photographische Wiedergabe des modernen Abdrucks

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Im Relief des zum Original spiegelbildlichen Abdrucks ist die Darstellung auf dem Siegel erst in ihrer ganzen Feinheit und in allen für die Forschung relevanten Details zu erkennen. Die in großer Zahl erhaltenen bronzezeitlichen Abdrücke von sphragistisch (= zum Zwecke einer Versiegelung) verwendeten Siegeln bestätigen, daß die Abdrücke vorrangig waren und die Siegel als Stempel dienten. Daher werden bei der Materialaufnahme von allen im Original erhaltenen Siegeln Abdrücke in Plastilin bzw. Abgüsse aus Silikon und Gips angefertigt, die in den Bänden des CMS publiziert und in Marburg archiviert werden.
Der in einer neutralen Farbe gehaltene Abdruck bzw. Abguß hat für die Erforschung von Ikonographie und Stil die größte Bedeutung, nicht zuletzt weil er das Studium des erhabenen Reliefs ohne die oft störenden Einflüsse lebhafter Materialstrukturen und Musterungen erlaubt. Die modernen Abformungen ermöglichen außerdem den direkten Vergleich von Siegeln aus verschiedenen Museen, die im Original nebeneinander zu begutachten nicht möglich wäre.

Zeichnerische Wiedergabe des Siegelbildes

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Soweit möglich, wird von jedem erfaßten Siegel eine Umzeichnung des Motivs angefertigt. Diese gibt in fein schattierender Bleistifttechnik das Relief des Abdrucks wieder. Als Vorlage dient dem Zeichner der moderne Abdruck, den er unter dem Stereomikroskop vergrößert betrachtet. Die Zeichnung ist als Ergänzung zum Abdruckphoto gedacht und hat den Vorteil, das Relief unabhängig von der subjektiven Ausleuchtung der Photographie so wiederzugeben, wie es in seiner Dreidimensionalität vom menschlichen Auge erfaßt wird. Mit Hilfe der Zeichnung können auch unklare Stellen des Siegelbildes verdeutlicht und Fehlstellen gekennzeichnet werden. Eine besondere Aufgabe kommt dem Zeichner bei der Ergänzung der Form nicht vollständig erhaltener Siegel und bei der Rekonstruktion eines Siegelbildes aus mehreren Fragmenten zu. Die Zeichung dient nicht zuletzt auch der Vereinheitlichung und ermöglicht dem Benutzer, ein Motiv beim Blättern in den Bänden des CMS bzw. beim computergenerierten Browsing besonders schnell zu erfassen.

Dokumentation der Siegelform

Insbesondere in der frühen und mittleren Bronzezeit ist ein Reichtum an vielfältigen Siegelformen zu beobachten, für deren Besonderheiten die verbale Beschreibung nicht ausreicht. Von Anbeginn an wurden, wenn auch nicht vollständig, Schrägansichten der komplizierten Siegelformen gezeigt. In den neueren Bänden wird eine Aufnahmetechnik bevorzugt, welche die Siegel rechtwinklig zur Basis ausgerichtet in den seitlichen Profilen und der Draufsicht abbildet. Seit 1975 werden auch die Formen der späten Bronzezeit in gezeichneten Profiltableaus vorgelegt, die Vergleiche von Unterschieden im Profil ermöglichen.

Beschreibungen des Katalogs

In den sich auf das Wesentliche beschränkenden Katalogtexten wird die einheitliche Beschreibung vergleichbarer Motive und Phänomene angestrebt, die sich im Laufe der Entwicklung des CMS vor dem Hintergrund der steigenden Zahl an erfaßten Siegeln typologisch verbessert hat. Auf der Erfahrung aufbauend, hat das CMS inzwischen einen Standard erreicht, der die typologische Voraussetzung für die Erstellung einer alle Bände erfassenden Datenbank ermöglicht. Außer der prägnanten Bildbeschreibung liefert der Katalog die Maße sowie die wichtigsten Informationen zur Herkunft, zum Material und zur Erhaltung eines Siegels. Die angeführte Bibliographie ist auf eine Auswahl der wichtigsten Zitate beschränkt.